Die canine Leishmaniose wird in Europa durch das Protozoon Leishmania infantum verursacht.2,3 Hauptwirt dieser parasitรคren Infektionskrankheit ist vor allem der Hund. Auch andere Sรคugetierarten sowie Menschen kรถnnen sich mit Leishmaniose infizieren โ eine รbertragung von Tier zu Mensch ist jedoch sehr selten.3 Als Vektor fungiert die dรคmmerungs- und nachtaktive Sandmรผcke (Phlebotomus spp.), eine Unterart der Schmetterlingsmรผcke.2,3 Ihr Endemiegebiet erstreckt sich รผber den Mittelmeerraum, Afrika und den Nahen Osten bis nach Mitteleuropa.3 Im Zuge der Klimaverรคnderungen der vergangenen Jahre hat sich die Verbreitungszone der Leishmaniose jedoch weiter nach Norden verschoben.3 Vereinzelt konnte die Sandmรผcke auch in Deutschland nachgewiesen werden.3 Aktiv ist der Leishmanienvektor vor allem zwischen April und November.3 Die Leishmaniose hat viele Gesichter und ist deshalb nicht leicht zu diagnostizieren. Infiziert sich ein Hund, ist eine kurative Therapie bislang nicht mรถglich.3 In vielen Fรคllen lรคsst sich die Leishmaniose durch Medikamente und eine zielgerichtete Diรคt unter Kontrolle bringen, unbehandelt sterben infizierte Hunde hingegen oftmals binnen zwei bis drei Jahren an der parasitรคren Infektion.2
รbertragung der Leishmaniose beim Hund
Nach dem Stich infizierter Sandmรผckenweibchen wird Leishmania spp. wรคhrend der Blutmahlzeit รผbertragen.2,3 Anschlieรend nistet sich der Parasit in den Makrophagen der Haut ein.2 Dort vermehrt und verbreitet er sich mit diesen Zellen รผber das Blut und das Lymphsystem des Hundes und siedelt sich schlieรlich in Haut, Lymphknoten, Milz, Leber, Knochenmark und anderen Organen an.2 Oft kommt es nach Monaten, manchmal sogar erst nach Jahren, zum Ausbruch der Leishmaniose.2,3 Die Inkubationszeit kann zwischen ein bis drei Monaten und acht Jahren betragen.2,3 Ein negativer Test auf Leishmaniose zum Beispiel vor dem Import eines Hundes aus einem Endemiegebiet, ist daher keine Garantie dafรผr, dass das Tier tatsรคchlich auch leishmaniosefrei ist.3 Zudem stellen solche Hunde eine Infektionsquelle fรผr Tiere im neuen Heimatland dar: Befallen Sandmรผcken den infizierten Hund, nehmen sie die Leishmanien wรคhrend des Saugakts mit dem Blut auf und kรถnnen diese auf weitere Wirtstiere รผbertragen.3 Bestimmte Hunderassen sind prรคdisponiert fรผr eine Infektion mit Leishmaniose, zum Beispiel der Deutsche Schรคferhund, Boxer und Rottweiler.2,3 Gleichzeitig zeigen manche iberischen Hunderassen wie der Podenco Ibicenco eine gewisse Resistenz gegen den Erreger mit einem milden Verlauf der Leishmaniose.2 Hingegen ist der direkte Blutkontakt รผber Haut-bzw. Bisswunden oder durch Bluttransfusionen, ein eher seltener รbertragungsweg.3 Auch infizierte trรคchtige Hรผndinnen kรถnnen die Erreger auf die Welpen รผbertragen.2,3 Der Ansteckungsweg รผber andere Kรถrpersekrete wie Sperma scheint mรถglich zu sein, ist jedoch eher die Ausnahme.2,3
Klinische Symptome der caninen Leishmaniose
Da infizierte Hunde oft รผber Monate oder Jahre keine oder nur sehr unspezifische Leishmaniose-Symptome aufweisen, kann die Infektion lange unbemerkt bleiben.2 Zudem kann sich die Leishmaniose klinisch sehr unterschiedlich darstellen. Zwar treten kurze Zeit nach dem Mรผckenstich lokale kutane Lรคsionen auf, die jedoch so unauffรคllig sind und/oder von Fell bedeckt, dass die meisten Hundebesitzer sie รผbersehen.
Zu den Allgemein-Symptomen zรคhlen zum Beispiel:2,3,4
- Mattigkeit
- Fieber
- Diarrhoe
- Gewichtsverlust
- blasse Schleimhรคute
- vergrรถรerte Lymphknoten
Bricht die Leishmaniose nach einiger Zeit aus, treten im Groรteil der infizierten Hunde Hautverรคnderungen auf, wie:2,4,5
- Exfoliative Dermatitis mit Asbestschuppen und symmetrischer Alopezie
- Ulzera
- Hautrisse
- Depigmentierungen an mukokutanen รbergรคngen
- Nodulรคre Verรคnderungen
- Papeln und subkorneale Pusteln
- Hyperkeratose der Ballen
- Krallenbettentzรผndungen, beschleunigtes Krallenwachstum oder Deformationen der Krallen
Lokalisiert sind die Hautverรคnderungen typischerweise an Gelenken, Ohrrรคndern, Nase, Augen (Brillenbildung) und am Nasenspiegel.2,5 Treten diese Symptome auf, kann man davon ausgehen, dass sich die Protozoen im Kรถrper des Hundes ausgebreitet haben.2 Laboruntersuchungen zeigen hier in der Regel eine normozytรคre normochrome nicht regenerative Anรคmie sowie Thrombozytopenie, Hyperglobulinรคmie, Proteinurie und eine Azotรคmie mit einer gesteigerten Urin-Protein/Kreatinin-Ratio.3 Ist die Leishmaniose beim Hund weiter fortgeschritten, kann auch eine Splenomegalie und Glomerulonephritis auftreten sowie Muskelatrophie, Epistaxis, Hรคmaturie, (hรคmorrhagische) Enteritis, Meningitis und Polyarthritis.2 Auch krankhafte Augenverรคnderungen kรถnnen Anzeichen der Leishmaniose sein. Erfolgt bei diesen schweren Symptomen der Infektion keine entsprechende Therapie, kann dies tรถdlich fรผr das Tier enden.2,3
Blutuntersuchungen zur Diagnose der Leishmaniose
Goldstandard der Leishmaniose-Diagnose beim Hund ist der serologische Nachweis der Leishmania-spezifischen Antikรถrper. Dieser ist jedoch erst etwa sechs bis acht Wochen nach der Erstinfektion mรถglich. Bei leichten Verlรคufen kann es auch vorkommen, dass die spezifischen Antikรถrper erst Jahre nach der Infektion nachgewiesen werden kรถnnen.
Als geeignete Antikรถrper-Nachweisverfahren haben sich folgende Methoden erwiesen:3
- IFAT (Indirect Fluorescence Antibody Test)
- ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay)
- Western Blot
Zytologisch kรถnnen per Ausstrich von Lymphknoten- oder Knochenmarksproben auch amastigote Stadien der Leishmanien nachgewiesen werden, allerdings sind diese nur bei positivem Befund aussagefรคhig.3 Die Aussagekraft einer PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion) hรคngt stark von der Probenqualitรคt ab, besonders eignen sich hierbei Knochenmarkbiopsien.2,3
Therapie der Leishmaniose
Die bisher verfรผgbaren Medikamente hemmen die Leishmaniose-Erreger, kรถnnen sie jedoch nicht eliminieren.2,3 In vielen Fรคllen kommt es unter der Therapie zu einer Verbesserung der Symptomatik, teilweise verschwinden die Beschwerden sogar ganz.2 Hundehalter sollten bei Diagnosestellung รผber die Prognose und Behandlungskosten informiert werden, auch dass mit Rezidiven gerechnet werden muss.3 Eine Behandlung ist indiziert, wenn der Hund klinische Symptome oder pathologische Laborwerte aufweist.3 Sollte bereits eine Leishmaniose-typische Organbeteiligung vorliegen oder ein positiver Nachweis einer Leishmania-Infektion, ist auch in diesen Fรคllen die Therapieindikation gegeben.3 Zu den mรถglichen Therapeutika zรคhlen Megluminantimonat, Miltefosin und Allopurinol, wobei letzterer der vornehmlich eingesetzte Wirkstoff in Nicht-Endemiegebieten der Leishmaniose ist.3 Verabreicht wird Allopurinol meist alle zwรถlf Stunden oral in einer Dosis von 10 bis 20 mg/kg/Tag รผber einen Zeitraum von sechs bis 18 Monaten.3,4 Alle Wirkstoffe mรผssen in der Regel umgewidmet werden und sind als Monotherapie oder im Fall von Allopurinol auch in Kombination mit den anderen Wirkstoffen einsetzbar.3 Bei Hunden mit Leber- oder Niereninsuffizienz ist eine Therapie mit Antimonprรคparaten kontraindiziert.3
Purinstoffwechsel und Leishmaniose
Eine Langzeittherapie der Leishmaniose mit Allopurinol kann als Nebenwirkung eine Harnsteinbildung verursachen.6,7 Leishmaniose-Erreger kรถnnen Purin nicht selbst bilden, benรถtigen es aber fรผr ihren Stoffwechsel.7 Allopurinol setzt hier an und hemmt die Bildung von Purinen im Organismus, dadurch steht es den Erregern nicht mehr in ausreichenden Mengen zu Verfรผgung und der Leishmanien-Befall wird eingedรคmmt. Zwar hemmt Allopurinol damit den Eiweiรstoffwechsel von L. infantum, allerdings beeintrรคchtigt der Wirkstoff auch den Purinstoffwechsel, indem es das Enzym Xanthinoxidase hemmt.8 Dadurch wird die Umwandlung von Xanthin und Hypoxanthin in Harnsรคure gestรถrt und die Konzentration von Xanthin erhรถht.
Folglich steigt das Risiko fรผr eine Steinbildung. Etwa zwรถlf Prozent der Hunde unter einer Allopurinol-Therapie entwickeln Xanthin-Steine, die in manchen Fรคllen zu einer Xanthin-Urolithiasis fรผhrt.
Unentbehrlich fรผr den Therapieerfolg: diรคtetische Maรnahmen
Um das Risiko der Urolithbildung zu minimieren, ist somit eine spezielle purinarme Diรคt bei Hunden mit Leishmaniose unter Allopurinol-Therapie wichtig.6 Eine geeignete Futterration muss daher nicht nur ausgewogen sein, sondern vor allem einen niedrigen Puringehalt (z.B. Eier oder Milchprodukte als wertvolle Proteinquellen) enthalten. Eine ausgewogene leber- und nierenschonende Nahrung fรผr Hunde mit Leishmaniose bzw. als Ergรคnzung der Leishmaniose-Therapie bietet zum Beispiel Happy Dog VET Urinary Low Purine. Da das Futter streng purinarm ist (Puringehalt 0,03 %) eignet es sich ideal fรผr Hunde, die an Leishmaniose erkrankt sind oder deswegen behandelt werden.
Auf Produkte mit Rezepturen, die purinhaltige Quellen enthalten und keine Angaben zum konkreten Gehalt dieser machen, sollte man daher besser verzichten. Harnsteinfรถrdernde Nahrungsbestandteile lassen sich dadurch gezielt senken und ein neutraler pH-Wert des Urins, der nun von Vorteil ist, kann mithilfe des Futters leichter erreicht werden. Bei der Therapie mit Allopurinol ist aus diesem Grund neben der regelmรครigen รberwachung (nach drei, dann nach sechs Monaten) der Blutparameter auch eine vollstรคndige Urinanalyse sowie gegebenenfalls eine sonografische Kontrolle des Abdomens ratsam.2,6 Gleichwohl sind im Bereich der Therapie-Nachsorge prospektive Studien notwendig, um die Ergebnisse der Therapie zu optimieren.
Prophylaxe der Leishmaniose
Um Hunde vor einer Infektion mit Leishmaniose zu schรผtzen, sollten sie idealerweise nicht in die Endemiegebiete reisen.3 Lรคsst sich dies nicht umgehen, steht die Kontrolle des Vektors der Leishmaniose an erster Stelle. Da Sandmรผcken insbesondere in der Dรคmmerung und nachts aktiv sind, sollten Hunde ab den frรผhen Abendstunden im Haus gehalten werden.3 Wenn mรถglich sollten Fenster und Tรผren mit Moskitonetzen versehen sein.3 Auรerdem ist es empfehlenswert, den Hund regelmรครig mit effektiven Repellentien gegen Phlebotomen wรคhrend der gesamten Sandmรผcken-Saison zu behandeln.3 Seit 2013 steht in Deutschland ein Impfstoff zur Verfรผgung. Obwohl ein Groรteil der damit geimpften Hunde klinisch nicht erkranken, wird eine Infektion nicht zuverlรคssig verhindert.3
Literaturhinweise:
1 Bundesverband fรผr Tiergesundheit e.V. Pressemitteilung vom 20.06.2013: โHintergrundinformationen - Importhunde - die Leishmaniose reist mitโ. http://www.bft-online.de/presse/kleintiergesundheit/reisekrankheiten-urlaub-mit-dem-hund/hintergrundinformationen-reisekrankheiten-urlaub-mit-dem-hund/ (Abruf am 19.08.2019).
2 Kohn B., Schwarz G.: Praktikum der Hundeklinik. Enke 2017, S.373 ff.
3 ESCCAP-Empfehlungen: Bekรคmpfung von durch Vektoren รผbertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen. Deutsche Adaptation der ESCCAP-Empfehlung, April 2011, S. 21-27.
4 Gharbi, M. et al. Leishmaniosis (Leishmania infantum infection) in dogs. Rev. Sci. Tech. Off. Int. Epiz., 2015, 34 (2), 613-626.
5 Peters S.: Leishmaniose beim Hund โ immer wieder anders. Die wichtigsten kutanen Symptome. Tierรคrztliche Umschau 74,22 โ 29 (2019).
6 Mack, J. K. und Kienzle, E. Dietary measures for a dog with leishmaniasis undergoing allopurinol therapy - A case report. In: Tierรคrztliche Umschau, Vol. 72, Nr. 4: S. 123-128 (2017).
7 Basse, C. V. Review on the risks associated to allopurinol therapy in dogs with canine leishmaniasis. Clinicalcases. Poster. June 2016. Universitat Autรฒnoma de Barcelona (UAB), Faculty of veterinary medicine. https://ddd.uab.cat/pub/tfg/2016/169881/TFG_cvecianabasse_poster.pdf
(Abruf am 19.08.2019)
8 Lรถscher, W. Richter, A. 4. Auflg. Thieme 201